7 starke Ideen für starke Kinder
Endlich Sommerferien! Der letzte Schultag ist für die meisten Kinder ein Tag der Freude. Ranzen in die Ecke, erstmal ein Eis und das Zeugnis wird überwiegend mit wohlwollendem Nicken der Eltern zur Kenntnis genommen. Fällt das Zeugnis jedoch nicht so aus wie erhofft, ist der letzte Schultag für manche Kinder auch mit Frust, Selbstzweifeln, Entmutigung und Enttäuschung verbunden. Gerade Kinder mit Legasthenie und Dyskalkulie machen die Erfahrung, dass trotz vielen Übens und großer Anstrengung der Lernerfolg ausbleibt. Das hinterlässt bei ihnen Spuren und das Selbstwertgefühl leidet dabei oft.
Lernerfolg und Selbstwert stehen dabei zueinander in wechselseitiger Beziehung. Ein negativer Kreislauf kann entstehen:
Anhaltende Misserfolge führen zu einem verminderten Selbstwertgefühl. Das Kind entwickelt ein Vermeidungsverhalten, um dieser negativen Erfahrung zu entgehen, übt weniger und verweigert Hausaufgaben. Dadurch verschlechtert sich die schulische Leistung noch stärker, Gefühle und Gedanke der Selbstabwertung verstärken sich (ich bin zu dumm/ das werde ich sowieso nie können) das Selbstwertgefühl nimmt weiter ab, gleichzeitig steigt die Erwartung eines weiteren Misserfolgs.
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Wie kann dieser negative Kreislauf unterbrochen werden? Hier setzt Lerntherapie auf ein bewährtes Gespann: Erfolgserlebnisse ermöglichen durch Aufgaben, die sich an der sogenannten Null-Fehler-Grenze orientieren, also dem tatsächlichen Lernstand des Kindes entsprechen und vorhandene Stärken des Kindes in den Fokus rücken, um so das Selbstwertgefühl zusätzlich aufzubauen.
Auf das zweite Pferd dieses Gespanns möchte ich gerne in diesem Blogartikel genauer eingehen. Denn genauso, wie ein schwaches Selbstwertempfinden Lernerfolg mindern kann, ist es umgekehrt möglich, dass ein starker Selbstwert sich positiv auf den Lernerfolg auswirken kann. Kinder, die positive Überzeugungen über ihre eigenen Fähigkeiten haben und sich emotional unterstützt fühlen, haben eine bessere Grundlage für erfolgreiches Lernen.
Der Umgang mit Misserfolgen spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Schüler mit einem hohen Selbstwertgefühl sind tendenziell resilienter gegenüber Misserfolgen und betrachten diese seltener als Bedrohung für ihr Selbstwertgefühl.
Wie können wir als Lerntherapeuten, aber auch als Eltern, Kindern helfen, ein starkes Selbstwertempfinden aufzubauen?
Dazu habe ich 7 Ideen zusammengetragen, die ohne viel Aufwand direkt angewendet werden können. Meine starken 7 sind:
Der Familienorden: Eltern und Geschwister gestalten mit dem Kind gemeinsam einen Orden. Jeder hat den Auftrag, an den anderen wahrzunehmen, was diese Besonderes getan haben. Das kann z.B. sein, dass jemand hilfsbereit war, ein Geschwisterkind getröstet hat, mutig gewesen ist… Der Orden wird schließlich an dieses Familienmitglied für einen Tag verliehen und am nächsten Tag gehen wieder alle auf Stärkensuche.
Die Stärkenpantomime: Diese Übung ist bei meinen Therapiekindern sehr beliebt. Abwechselnd stellen wir pantomimisch dar, was man selbst gut kann und der andere muss es erraten. Aber auch als Familie kann man die Stärkenpantomime durchführen, beispielsweise in Teams mit Punkte sammeln. Dann können sich die Teammitglieder auch gleich zuflüstern, welche Stärke man am anderen wahrnimmt.
Die starken 5: Das Kind und ggf. auch Geschwister und Eltern malen auf einen Bogen Papier den Umriss der eigenen Hand. In jeden Finger wird nun eine besondere Fähigkeit, Stärke oder Eigenschaft geschrieben. In den Handteller kann der Name oder ein Selbstportrait eingefügt werden. Anschließend können die Hände als Stärken-Galerie aufgehängt werden.
Das bin ich und ich bin/kann… funktioniert nach dem Prinzip des Spiels „Ich packe meinen Koffer“. Abwechselnd sagt jeder den Satz „Das bin ich und ich bin/kann“ und ergänzt eine Fähigkeit, Stärke oder gute Eigenschaft von sich selbst. Noch lustiger wird es, wenn man sich zu den Eigenschaften noch passende Posen überlegt.
Das Glücksglas ist etwas, das täglich über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden kann. Dazu gestaltet das Kind ein Glas mit Deckel nach seinen Vorstellungen, z.B. mit Bändern, Washitape oder Glasmalfarbe. Es bietet sich an, abends als Zubettgeh-Ritual gemeinsam mit dem Kind den Tag zu reflektieren und zu überlegen, wann es sich glücklich gefühlt hat, was ihm gut gelungen ist oder wofür es an diesem Tag Dankbarkeit empfunden hat. Dieser Gedanke wird entweder auf einem kleinen bunten Notizzettel aufgeschrieben oder symbolisch in Form eines Muggelsteins in das Glas gelegt. Mit der Zeit wird sichtbar, wie viele gute Dinge dem Kind widerfahren. Auch als Ritual zum Einstieg in die Lerntherapiestunde prima.
Die Könner-Pyramide: Gemeinsam wird überlegt, welche Stärken jedes Familienmitglied hat. Jede Stärke wird auf eine bunte Karteikarte geschrieben, die individuell gestaltet werden kann. Schließlich werden die Karteikarten so an die Wand gehängt, dass eine Pyramide entsteht. In der folgenden Woche können die Familienmitglieder als Stärkendetektive weitere Stärken entdecken und die Pyramide so immer mehr erweitern. Die Könner-Pyramide eignet sich auch gut als Praxisprojekt. Jedes Therapiekind markiert dabei seine Stärken-Bausteine mit einem persönlichen Zeichen.
Meine Idee Nummer 7 ist die Komplimente-Wimpelkette. Jedes Familienmitglied hängt eine Schnur in der Wohnung auf und schneidet aus farbigem Papier Dreiecke aus. Die anderen Familienmitglieder schreiben jeweils ein Kompliment auf ein Dreieck. Anschließend werden die Dreiecke an der Schnur befestigt und schmücken sichtbar die Wohnung. Das ist auch als Praxisprojekt möglich: Das Therapiekind schneidet Dreiecke aus, lässt sie von Familienmitgliedern und Freunden entsprechend füllen und anschließend werden sie als lange Wimpelkette in den Therapieräumlichkeiten aufgehängt. Chic!
Vielleicht eignen sich besonders die Ferienzeiten dazu, sich auf Stärken-Schatzsuche zu begeben. Die Pause von den Anforderungen der Schule verschafft Zeit, sich darauf zu besinnen, dass viel mehr in einem Kind steckt, als es Schulnoten ausdrücken könnten.
Welche Ideen und Erfahrungen habt ihr zum Thema Stärken stärken? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!
Wenn Ihr wissen wollt, ob Lernen in den Ferien Sinn macht und welche tollen Ideen es dazu gibt, schaut euch den Blogbeitrag von Sabine Landua an: https://sabine-landua.de/lernen-in-den-ferien/
Tolle Ideen! Am besten gefällt mir das Spiel „Ich packe meine Fähigkeiten, Stärken und Eigenschaften ein“. Nach den Ferien werde ich das Spiel gleich einmal mit meinen Therapiekindern ausprobieren.
Vielen Dank für die tollen Ideen. Ich bin wirklich inspiriert und werde das Glücksglas mit den Kindern in der Lerntherapie ausprobieren 🥰.
Das sind 7 tolle Tipps, vielen Dank für diese Zusammenstellung! Besonders gefällt mir die Übung mit den Stärkenpantomimen. Das werde ich mit meinen Kindern in der Lerntherapie demnächst ausprobieren.
Das sind so wunderbare Ideen, die ich ebenfalls total gerne in der Lerntherapie umsetze. Die Wimpelkette ist eine tolle neue Anregung, die ich ausprobieren werde. Danke für deine Tipps liebe Bettina.
Lieben Gruß Susanne